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Gemeinde Denzlingen
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Informationen zur „Hindenburgstraße“ in Denzlingen

Foto v.l.n.r.: Christian Bühler und Matthias Nübling, Verbandsbauhof, montieren das Zusatzschild mit QR-Code zur "Hindenburgstraße"Die Zusatzschilder "Warum ist diese Straße nach Paul von Hindenburg (1847-1934) benannt?“ samt einem zu einer Erläuterung führenden QR-Code an den Straßenschildern "Hindenburgstraße" gemäß Gemeinderatsbeschluss vom 24.01.2023 wurden am 08.05.2023 montiert.

Die Texte auf dem Zusatzschild sowie zum QR-Code hatte eine Arbeitsgruppe aus Bürgerinnen und Bürgern, Rathausverwaltung und Gemeinderat unter Leitung von Prof. Dr. Dieter Geuenich erarbeitet und wurde nach Diskussion im Gemeinderat am 24.01. 2023 mehrheitlich so beschlossen. Den Text zum QR-Code können Sie auf dieser Internetseite auch in den Sprachen unserer Partnerstädte lesen.

Foto v.l.n.r.: Christian Bühler und Matthias Nübling, Verbandsbauhof, montieren das Zusatzschild mit QR-Code zur "Hindenburgstraße"

Der Gemeinderat Denzlingen hat am 24.01.2023 folgenden Text, der über einen QR-Code am Zusatzschild zu lesen ist, beschlossen:

Straßenschild "Hindenburgstraße" mit Zusatzschild und QR-Code
Die Benennung des zuvor namenlosen Feldwegs „vom Burger an der Waldkircher Straße bis zur Sexauer Straße“ nach Paul von Hindenburg (1847-1934) wurde am 19. Februar 1915 vom Denzlinger Gemeinderat beschlossen. Damals genoss der Generalfeldmarschall als „Sieger der Schlacht von Tannenberg“ (26.-30. August 1914) überall im Reich großes Ansehen. Dass er 18 Jahre später Adolf Hitler zum Reichskanzler ernennen und mit dem Erlass des Ermächtigungsgesetzes die Hitler-Diktatur ermöglichen würde, war 1915 nicht abzusehen.

1925 wurde Hindenburg zum Reichspräsidenten gewählt. 1932 drängten die Parteien der Weimarer Koalition den inzwischen 84jährigen zur erneuten Kandidatur, um die Wahl Hitlers zum Reichspräsidenten zu verhindern. Im zweiten Wahlgang wurde Hindenburg am 10. April 1932 mit Unterstützung der SPD, der Linksliberalen und der Zentrumspartei wiedergewählt.

Nicht einmal ein Jahr später, am 30. Januar 1933, ernannte er Adolf Hitler zum Reichskanzler und erließ die „Verordnung des Reichspräsidenten zum Schutz von Volk und Staat“. Am 24. März folgte das sog. Ermächtigungsgesetz, das Hitlers Weg in die Diktatur ebnete. Nach dem Tod Hindenburgs am 2. August 1934 übernahm Hitler das Amt des Reichkanzlers und des Reichspräsidenten.

Dass in Denzlingen auch nach der Machtergreifung Hitlers niemand an eine Umbenennung der Hindenburgstraße dachte, verwundert nicht: Bei den Reichstagswahlen am 5. März 1933 erreichte die NSDAP in Denzlingen 59,6 % der Stimmen (im Reich: 43,9 %). Nach 1945, als die „Adolf-Hitler-Straße“ (Hauptstraße) und der „Robert-Wagner-Platz“ (Kirchplatz) ihre anstößigen Namen verloren, wäre der Zeitpunkt für eine Umbenennung auch der Hindenburgstraße gewesen. Dieser Straßenname wurde aber damals nicht diskutiert und offenbar auch von Seiten der französischen Besatzung nicht kritisiert.

Der untere Teil der Straße, jenseits der Bahnlinie erhielt 1972 den Namen „Im Untergraben“; deshalb beginnt die Hindenburgstraße heute vom Theodor-Heuss-Platz ab mit der Hausnummer 65 (bis 125). Gelegentliche Vorstöße, den anstößigen Straßennamen zu ändern, blieben ohne nennenswerte Resonanz.

Am 9. November 2021 hat der Denzlinger Gemeinderat in öffentlicher Sitzung mehrheitlich (17 : 4) entschieden, den Straßennamen, der sich 107 Jahre nach der Namengebung und 88 Jahre nach dem Tod Hindenburgs eingebürgert hat, nicht zu ändern, zumal sich die Anwohner der Hindenburgstraße, die die finanziellen Folgen einer Änderung des Straßennamens hätten tragen müssen, mit großer Mehrheit gegen eine Umbenennung ausgesprochen haben. Durch die Information über die verhängnisvolle Rolle, die Paul von Hindenburg in der deutschen Geschichte gespielt hat, solle aber der berechtigten Kritik am Straßennamen Rechnung getragen werden. Es sei besser, durch Information aufzuklären, statt durch eine Umbenennung den Eindruck zu erwecken, in Denzlingen habe es nie eine nach Hindenburg benannte Straße gegeben. Die Gefahr einer posthumen Verehrung Hindenburgs, der unstrittig als Wegbereiter der NS-Diktatur gilt, dürfte durch die Beibehaltung des alten Straßennamens nicht mehr bestehen.

Literaturhinweis:
Wolfram Pyta, Hindenburg. Herrschaft zwischen Hohenzollern und Hitler. 2. Auflage München 2007 (mit Quellen und weiterer Literatur: S. 1062-1103)
 
Straßenschild "Hindenburgstraße" mit Zusatzschild und QR-Code