Einstimmiger Gemeinderatsbeschluss: Denzlingen will bis 2035 klimaneutral werden
17.03.2021
Wenige Tage vor der Landtagswahl hat der Gemeinderat Denzlingen ein deutliches Zeichen für mehr Klimaschutz gesetzt: einstimmig votierten die Räte dafür, dass in Denzlingen bis 2035 Klimaneutralität erreicht und die Energieversorgung auf erneuerbare Energien umgestellt werden soll. Außerdem stimmte eine große Mehrheit für den Beitritt zum Klimapakt Baden-Württemberg. Dieser sieht vor, dass die Gemeindeverwaltung bis zum Jahr 2040 klimaneutral wird. Damit beide Zielsetzungen zusammenpassen, änderten die Räte kurzerhand die Zielsetzung des Klimapaktes vom Jahr 2040 auf das Jahr 2035.Die Gemeinde Denzlingen reiht sich mit diesem Beschluss in eine immer zahlreicher werdende Riege von klimapolitisch engagierten Kommunen wie Konstanz, Tübingen, Gießen, Erlangen, Düsseldorf, München und Landkreisen wie Düren, Weilheim-Schongau, Altenkirchen oder Ebersberg ein. Klimaschutzmanagerin Diana Sträuber führte gute Gründe auf: Erst kürzlich am 26. Februar veröffentlichte das UN-Klimasekretariat seinen alarmierenden Zwischenbericht, dass die unterzeichnenden Staaten des Klimaschutzabkommens von Paris „sehr weit“ hinter den vereinbarten Zielen zurücklägen. UN-Generalsekretär Antonio Guterres bezeichnete die Ergebnisse des Zwischenberichts als „Alarmstufe Rot für unseren Planeten“. Bürgermeister Markus Hollemann und die Rathausverwaltung empfahlen deshalb für Denzlingen „eine Zielsetzung, die aus wissenschaftlicher Sicht einen wesentlichen und substanziellen Beitrag leistet, die Lebensgrundlagen für zukünftige Generationen zu erhalten. Das bedeutet für Denzlingen Klimaneutralität und eine Umstellung auf erneuerbare Energieversorgung bis zum Jahr 2035.“
Aus einer Analyse von Local Governments for Sustainability (ICLEI) geht hervor, dass das enorme Solarenergiepotenzial Denzlingens sehr geeignet ist, eine zentrale Rolle in der zukünftigen Energieversorgung zu spielen. Eine Gegenüberstellung zeigt, dass das theoretische Potenzial für solare Energiegewinnung mehr als das 1,5-fache des derzeitigen Strom- und Wärmebedarfs beträgt. Laut der Analyse bedeutet Klimaneutralität bis 2035 auch drastische Senkungen der Treibhausgasemissionen in den Sektoren Wärme und Verkehr. „Hierfür soll noch dieses Jahr damit gestartet werden, unter Bürgerbeteiligung einen Klimamobilitätsplan mit integriertem Radwegekonzept zu erarbeiten. Ebenso soll zeitnah eine detaillierte kommunale Wärmeplanung folgen, die beleuchtet, wie Photovoltaik-Ausbau und Wärmeplanung ineinandergreifen können, um eine gewisse Energieautarkie zu erreichen“, so Sträuber.
Die zielführenden Maßnahmen sollen in einem gemeinsamen, lebendigen Austausch zwischen Einwohnern, Gemeinderat, Rathausverwaltung, hier ansässigen Firmen und Jugendlichen mit fachlicher Unterstützung durch Experten erarbeitet werden.
Im Rat entwickelte sich im Anschluss an die Ausführungen eine lebhafte Diskussion, bei der die Umsetzung als „sportlich“ angesehen wurde. Einigkeit herrschte schlussendlich in der Auffassung, dass Handeln dringend notwendig sei. Es wurde der Wunsch geäußert, klimagerechte Stadtentwicklung künftig verstärkt in den Fokus zu nehmen. Wichtig war vielen Gemeinderäten, dass die Bevölkerung „mitgenommen“ und Klimaschutz in die Breite getragen werde. Dabei sollen die zahlreichen direkten Hilfen aus dem Denzlinger Klimaschutzförderprogramm sowie Bildungsangebote beworben werden. Bürgermeister Hollemann kündigte an, dass sich der Klimabeirat möglichst bald konstituieren solle. Die Mitarbeit im Klimabeirat stehe für alle offen. Interessierte können sich hierfür ab sofort unter klimaschutz@denzlingen.de bei Klimaschutzkoordinatorin Lena Hartmann-Kist melden.